Selbstoptimierung – Trendthema oder Irrglauben?

Selbstoptimierung, Selbstmanagement, Selbstorganisation, Selbstführung, Zeitmanagement, die Wissenschaft von Focus, Routinen und Verhaltensänderungen…. – wir alle kennen die Begriffe und Konzepte. Vielleicht haben Sie auf der Suche nach hilfreichen Ansätzen zum Umgang mit Ihrer Zeit schon die vielfältigsten Bücher dazu gelesen. In diesem Blogartikel für Menschen im Gesundheitswesen entlarve ich 2 wesentliche Irrglauben rund um das Thema Selbstorganisation und stelle Ihnen meine Prinzipien für einen selbstbestimmten Umgang mit der Zeit vor.

Das Idealbild

Wir alle kennen die Bilder aus Filmen und bestimmt gab es auch mal den einen oder anderen persönlichen Tag: Den Wecker auf Snooze gestellt, zu spät aufgestanden usw. Bis das Haus verlassen wird, sind schon zig kleine und große Missgeschicke geschehen und Versäumnisse offenkundig geworden. Wir kommen zu spät bei der Arbeit an und schleppen die Verspätung durch den Tag.

„Wie viel besser wäre es doch, wäre ich heute um 5 Uhr aufgestanden? Hätte nach einer entspannten Morgenroutine meinen Kaffee getrunken, wäre frisch und pünktlich aus dem Haus, hätte schon vor 08:00 Uhr die wesentlichen Dinge für den Tag auf den Weg gebracht usw.“ mag sich der eine oder andere dann schon gefragt haben!

Aber ist ein abgezirkelter Gegenentwurf mit bester Organisation wirklich das, was als zu erzielende Blaupause auf der anderen Seite steht? Wie ist der SOLL-Zustand? Woran wollen wir uns messen?

Irrglauben der Selbstorganisation

Zunächst einmal möchte ich 2 zentrale Irrglauben der Selbstorganisation entlarven, denen wir häufig aufsetzen und die uns auf unserem Weg zu einer guten Lebensführung nur behindern können:

1. Selbstoptimierung bringt mich immer weiter!

Sich selbst zu hinterfragen und permanent weiterzuentwickeln ist aus meiner Sicht eine Tugend, dies gilt für Einzelpersonen wie für Gruppen oder Organisationen. Aber bei allem Wunsch, uns weiterzuentwickeln dürfen wir uns nicht mit kleinen Maschinen verwechseln, bei denen durch den Austausch von Schräubchen oder Anpassung von Wartungsintervallen mehr Leistungen rausgeholt werden kann. Hinterfragen: ja! Weiterentwickeln: ja! Selbstoptimierung: Vorsicht! Wir sind alle komplexe Persönlichkeiten und haben viele Bedürfnisse, Werte und Lebensvorstellungen. Wenn wir zu stark an einer Achse „optimieren“, kann es sein, dass wir uns in unserer Ganzheitlichkeit dabei übersehen und uns der Preis zu hoch wird. Wir gewinnen an der einen Stelle, aber unter dem Strich verlieren wir, weil z.B. unsere Bedürfnisse nach Freiheit, Flexibilität und Spontanität übergangen werden. Wir sollten uns daher nicht an einer Blaupause aus Medien und Gesellschaft messen, sondern vielmehr an dem, was wir individuell in unserer jetzigen Lebensphase für uns als wirklich sinnvoll erachten!

2. Wenn ich mich heute entscheide, kann ich mich ab heute neu organisieren!

Natürlich stimmt es, dass wir, wenn wir uns heute entscheiden, uns neu auszurichten, unser Leben sofort anders gestalten können. Es gibt aber einen Bereich der Optimierung und Neuausrichtung, an den wir nur rankommen, wenn wir Vorbereitungs- oder Wartezeit hineingeben. Zukünftig die Sprechstunde neu terminieren? Zukünftig die Erreichbarkeit ändern? Vertreter installieren? Geht alles! Aber ich brauche dafür Klärungs- und Organisationszeit. Ich investiere Zeit und ggf. auch Ressourcen vorab und bekomme dann verzögert meine Investition mehrfach zurück. Diese Maßnahmen, die WIRKLICH etwas ändern werden häufig übersehen, wenn wir SCHNELL eine Lösung suchen!

Sich in 5 Schritten neu selbst organisieren

1. Zeit nehmen für die Reflexion

Alles startet mit der Zeit für sich selbst. Begeben Sie sich in einen Zustand, in dem Sie

  • mit gelassenem Abstand auf Ihren Alltag schauen können
  • Ihre eigenen Ressourcen und Stärken erkennen können
  • Sie lösungsorientiert sind

2. Sich fragen: Wer will ich sein?

Fragen Sie sich z.B.

  • Wie viel Regelungen und Struktur mag ich wirklich?
  • Wie viele Freiheiten benötige ich?
  • Was strengt mich besonders an?
  • Was geht mir locker von der Hand?
  • Womit erreiche ich den maximalen Impact für mich und meine Umgebung?

3. Erwartungshaltung an sich und andere (neu) definieren

Hinterfragen Sie sich, womit Sie zufrieden sein möchten! Was sind Ihre Ansprüche an sich selbst und andere? Haben Sie eine Art „geheimes Punktesystem“ (viele Punkte für Aufgaben, die Sie als wertvoll erachten, wenig Punkte für Aufgaben, die Sie für weniger wertvoll erachten)? Sind Sie sich dessen bewusst? Vielleicht möchten Sie es ändern? Viele von uns tragen Erwartungssysteme in sich, die sie aus ihrer Sozialisation erworben haben und die im Grunde schon längst nicht mehr aktuell sind!

4. Erwartungen an das Umfeld kommunizieren

Wenn Sie Führungskraft sind, wenn Sie Kinder haben oder auch wenn Sie als Teammitglied mit anderen zusammenarbeiten: Weiß Ihr direktes Umfeld wirklich, was Ihnen wichtig ist? Können sich die Menschen in Ihrem Umfeld auch in Ihrer Abwesenheit so verhalten, wie Sie es sich wünschen würden? Klare Leitplanken geben Sicherheit und Hilfestellung. Kommunizieren Sie Ihre Leitplanken proaktiv!

5. Nächste Reflexionszeit einplanen

Planen Sie sich die nächste Zeit für Sie selbst wieder in den Kalender und stellen Sie sicher, dass Sie auch prüfen, ob Ihre Überlegungen aufgehen und Ihre Verhaltensänderungen Früchte tragen!

Starkes Tool: Wochenplan

Damit die eigenen Überlegungen und Reflexionen auch in der täglichen Praxis ankommen, ist es ein mächtiges Tool, den eigenen Wochenplan neu zu strukturieren. Letztendlich geben wir jeden Tag, jede Woche und jeden Monat den Dingen Raum, die uns wichtig ist. Die Überarbeitung des eigenen Wochenplans ist häufig ein Tool, das ich im Coaching einsetze, um den vielfältigen Herausforderungen proaktiv zu begegnen und meine Kund*innen aus dem Gefühl herauszubringen, dass sie letztendlich in einem übervollen Alltag nur noch reagieren.

Wichtige Gestaltungsansätze können dabei z.B. sein:

  • Anzahl der Bälle in der Luft reduzieren bzw. Aufwände reduzieren durch Streichen oder Outsourcen
  • den Feierabend sicherstellen
  • Erholungs- und Schlafenszeiten ausdehnen
  • das eigene Energieniveau in die Zeit- und Aufgabenplanung mit einbeziehen, z.B. Prime Times oder Energietiefs bei der Zeitplanung berücksichtigen

Mit Janet Schaer von den HERZERWÄRMERN habe ich im Herzerwärmer-Podcast über Irrglauben und Prinzipien der Selbstorganisation mit vielen Beispielen aus dem Alltag im Gesundheitswesen und als Führungskraft gesprochen. Hören Sie mal rein!

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Astrid Schroeder

Astrid Schroeder

Organisationsberaterin im Gesundheitswesen und Business Coach spezialisiert auf das Gesundheitswesen.