Patientengespräche als Schlüssel zur Heilung

Als Leistungserbringer im Gesundheitswesen haben Sie einen unmittelbaren Kontakt zu Ihren Patienten. Ob die Gespräche länger oder kürzer sind, alle eint ein Grundsatz: Sie können in dieser gemeinsamen Zeit einen wesentlichen Grundstein für die Heilung bzw. das Wohlbefinden des Patienten legen! Und zwar nicht nur über die unmittelbare Therapie bzw. Betreuung, sondern ebenso durch die Macht der richtigen Worte!

In diesem Blog-Artikel stelle ich Ihnen ein Schema zur Führung von Patientengesprächen vor, welches das Wissen aus Coachingkompetenzen, Hypnotherapie und über mentale Gesundheit miteinander verbindet.

Wenig Zeit für den Patienten – wenig Zeit für das Patientengespräch

Jeder und jede, die in einen helfenden Beruf eintritt, tut dieses u.a. aus der Motivation heraus, für andere Menschen da zu sein und um einen Beitrag zu Heilung und Gesundheit für andere zu leisten. Im Alltag ist das manchmal aber schwierig: es muss sehr schnell gehen, Gespräche bleiben knapp und auf Hauptbotschaften reduziert, der Blickkontakt zum Patienten leidet unter dem Blick, den die EDV benötigt, damit die Dokumentation absolviert werden kann. Zurück bleibt ein Gefühl, dass die Menschlichkeit zu kurz kommt.

Dies geht insbesondere denen so, die in größeren Einrichtungen tätig sind, je kürzer die „Timeslots“, desto größer ist in der Regel das Gefühl, dass nicht genug Raum für den einzelnen Menschen da ist.

Mit diesem Blogartikel kann ich keinen Beitrag dazu leisten, dass die Timeslots länger werden, wohl aber, dass Sie in der zur Verfügung stehenden Zeit im Gespräch die wertvollen Gedanken pflanzen können, aus denen später für den Patienten Heilung hervorgehen kann!

Das Patientengespräch – eine Situation, die stark auf das Unterbewusstsein wirkt

Als erstes möchte ich auf diesen besonderen Moment hinweisen, den Behandler mit Patienten haben. Der Patient hat sich auf den Weg zu Ihnen gemacht, hat vielleicht eine ganze Weile auf Sie gewartet und hat jetzt diese wertvolle Zeit mit Ihnen. Er vertraut Ihnen seine Informationen an, legt seinen Heilungsprozess in Ihre Hände, erkennt Sie in Ihrer Kompetenz und mit Ihrem Wissen an, möglicherweise sehen Sie ihn mit weniger Kleidung als dessen langjährige Kollegen ihn je gesehen haben. Selbst wenn Sie den Patienten zum ersten Mal sehen, liegt in der Situation implizit sehr viel Nähe. Zudem ist der Patient möglicherweise aufgeregt, in Unruhe, besorgt oder angespannt, so dass zusätzlich zu dieser prinzipiellen Nähe noch eine erhöhte Empfangsbereitschaft oder Sensibilität für Informationen geschaffen ist. Das heißt, das, was Sie sagen oder tun, ist durch den Patienten beim „Empfangen“ quasi energetisch aufgeladen und hat eine wesentlich höhere Bedeutsamkeit als die identischen Worte es in einem anderen Kontext hätten!! Sie haben alleine durch die Situation einen direkten Pfad, um in das Unterbewusstsein des Patienten hineinzuwirken!! Das ist eine Super-Power!

Im Gespräch als Behandler für die Psyche des Patienten wirksam werden

Jetzt sind Sie also in dieser speziellen Situation, in der Sie als Behandler mit dem Patienten in Kontakt sind. Hier können Sie in kurzer Zeit in zweierlei Hinsicht auf menschlicher Ebene für den Patienten wirksam werden:

  • Zuhören, d.h. dem Patienten die Möglichkeit geben, sich mitzuteilen und verstanden zu werden sowie Heraushören, wo in seiner Lebenswelt Hinweise auf mentale Belastungen sind.
  • Impulse geben, d.h. Wörter, Bilder verwenden, die die mentale Gesundheit und Selbstheilungskräfte stärken.

Ein Modell von mentaler Gesundheit für Zuhören und Impulsgeben

Damit Sie sowohl für das Zuhören als auch für das Impulsgeben ein Schema vor Augen haben, möchte ich Ihnen mein Modell von mentaler Gesundheit an die Hand geben. An den fünf aussagekräftigen Dimensionen meines mentalen Aktionsradius „langgehangelt“ können Sie schneller herleiten, wie Sie gerade für den Patienten mental wirksam werden können. Dafür habe ich für Sie die folgende Tabelle aufgestellt.

Stärken Sie den Patienten mental dort, wo er gerade steht

Die Möglichkeit, innerhalb der bestehenden Rahmenbedingungen mentale Gesundheit zu erleben, besteht auch bei sehr eingeschränkten körperlichen Zuständen. Unabhängig davon, wo der Patient genau steht, Sie können immer Impulse geben und Zugkräfte aufbauen, um den Patienten in seiner gegenwärtigen Situation mental zu stärken!! Wenn es Ihnen gelingt, dass der Patient nicht den Focus auf das „Fehlen von“, sondern auf das „Besinnen auf“ richtet, dann können Sie für den Patienten mentale Stabilität herstellen, auch wenn sich an seinem Gesundheitszustand selbst noch nichts geändert hat. 

Dafür können Sie sich der Aufzählungspunkte bedienen, die in der Tabelle als Impulse bzw. Zugkräfte aufgeführt sind. Alle diese Impulse und Zugkräfte „zahlen“ auf die jeweilige Dimension ein. Was beim jeweiligen Patienten besonders wirkungsvoll ist, ist selbstverständlich individuell, aber das bekommen Sie heraus, wenn Sie zum Einen gut zuhören (s. linke Spalte) und wiederum darauf achten, wie seine Signale (insbesondere die nonverbalen Signale Mimik, Gestik, Körperhaltung) sind, wenn Sie Ihre Impulse in das Gespräch hineinbringen.

Auch wenn es zunächst unvorstellbar erscheint, kann selbst in belasteten körperlichen Situationen in allen Dimensionen die Schönheit im Kleinen erkannt und ausgebaut werden: Die Atmung, die funktioniert (Ressourcen). Das Lesen, das möglich ist (Identifikation). Die Besuche, die kommen oder die nette Schwester, die wieder Dienst hat (Beziehungen). Das Mittagessen, das es gleich gibt (Zukunft). Die Form der Selbständigkeit, die möglich ist (Akteur sein).

Wortwahl und Adressierung

Für alle Impulse gilt: eine plastische, fühlbare Wortwahl und Wortadressierung hat die größte Wirkung! Wenn es Ihnen gelingt, dass Sie plastische Bilder schaffen, die der Patient vor seinem inneren Auge sehen kann, im besten Falle mit den Sinnen vorstellen kann (sehen – hören – riechen – schmecken – spüren), während Sie Ihre Worte wählen, dann legen Sie eine „dicke Spur“ in das Unterbewusstsein des Patienten. Hier kann er im praktischen Alltag, wenn er alleine ist, wieder anknüpfen!

Starten Sie!

Aller Anfang ist anspruchsvoll und Meister fallen nicht vom Himmel. Also: Starten Sie und bleiben Sie dran! Versuchen Sie, testen Sie und finden Sie diesen Moment, in dem Sie merken, dass Sie im Gegenüber etwas zum Klingen bringen! Verleihen Sie Ihren Worten Strahlkraft und Überzeugung, und machen Sie auch ab und mal eine kleine Atempause, damit Ihre Worte im Patienten nachhallen können. Dann werden Sie merken, dass Sie in der Lage sind, mit Ihren Worten den Nährboden für Heilung zu legen!

Meine Empfehlungen für Bücher und mehr Informationen

Vortrags-CD: Ortwin Meiss – Die Kunst über sich selbst hinauszuwachsen. Vortrag von der M.E.G.-Jahrestagung Hypnotherapie in Bad Kissingen März 2018.

Vom Dipl.-Psychologen und Leiter des Milton Erickson Instituts in Hamburg Ortwin Meiss und seinem großartigen Vortrag von dieser CD habe ich vier der Dimensionen meines Modells für den „Mentalen Aktionsradius“ übernommen. Mit Medizinstudenten hat er herausgearbeitet „Was macht krank? Was macht gesund?“ und ist bei den Dimensionen „Bild von der Zukunft“, „Akteursein“, „Identifikation“ und „Beziehungen“ gelandet. Ich habe diese Dimesionen noch um die die weitere Dimension „Ressourcen“ ergänzt. Diese Aufnahme ist ein Einstieg in das Funktionieren von Hypnotherapie bzw. der Macht und Kraft von eigenen Worten und Bildern.

Buchtipp: Bernhard Lown – Die verlorene Kunst des Heilens. Anleitung zum Umdenken. Erstauflage 1996.

Das Ärzteblatt betitelte 2005 dieses Buch von Bernard Lown als „außergewöhnlich spannend und lehrreich“ und empfahl es jedem Studenten zu Beginn des Medizinstudiums zu schenken und am Ende des Studium nochmals diskutieren zu lassen, „damit nicht verlorengeht, was ärztliches Handeln letztlich ausmacht“.

Ich habe das Buch während meiner Coaching-Ausbildung gelesen, denn die Kombination aus Zuhören und dem zielgerichteten Umgang mit Worten und Bildern ist für mich als Berater und Coach ebenso wichtig. Im Buch wird deutlich, wie viel Macht und Wirksamkeit in den vielen kleinen Alltagsmomenten eines Arztes im Umgang mit dem Patienten liegt.

Buchtipp: Gary Bruno Schmid- Selbstheilung stärken. Wie Sie durch Vorstellungskraft Ihre Gesundheit optimieren. 2019

Wer sich mit Hypnotherapie beschäftigt, kommt an Gary Bruno Schmid nicht vorbei, er ist als promovierter Quantenphysiker und diplomierter Psychologe ein Urgestein in der Hypnotherapie und Autor zahlreicher wissenschaftlicher Veröffentlichungen. Sein Standardwerk „Tod durch Vorstellungskraft: Das Geheimnis psychogener Todesfälle“ von 2009 ist sicherlich eines der prominentesten und in meinen Augen quasi ein Gegenstück zu diesem Werk über Selbstheilung, das für Patienten und Behandler gleichermaßen wertvoll ist. In dem Buch stellt er seine sechs dramaturgischen Elemente von Selbstheilungsgeschichten vor und belegt an vielen Beispielen und wissenschaftlicher Fakten deren Wirksamkeit. Er sagt übrigens, dass Kinder ab 7 Jahren lernen können, dass jede Heilung eine Selbstheilung ist und die Vorstellungskraft dabei als Heilmittel dient.

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Astrid Schroeder